Mediation mit Stellvertretung

Mediation mit Stellvertretung

Wie Sie Konflikte klären, unter Abwesenheit der zweiten Konfliktpartei

Viele zwischenmenschliche Konflikte bleiben ungelöst, weil

  • eine Konfliktpartei sich weigert, an der Konfliktlösung teilzunehmen,
  • die zweite Konfliktpartei aufgrund räumlicher Entfernung nicht für ein persönliches Gespräch verfügbar ist,
  • die Konfliktpartei schwer erkrankt ist, was eine Konfrontation unmöglich macht,
  • die Konfliktpartei bereits verstorben ist, und
  • Ängste bestehen, der Streitpartei persönlich gegenüberzutreten.

Dies führt dazu, dass eine der Streitparteien verstört, verletzt und mit vielen offenen Fragen zurückbleibt.

Die Stellvertretermediation bietet daher für Menschen, die den Konflikt dennoch für sich klären möchten, eine gute Möglichkeit, diesen zu bearbeiten und abzuschließen.

Der Unterschied zwischen einer klassischen Mediation und der Mediation mit Stellvertretung

Der Unterschied zwischen einer klassischen Mediation und der Mediation mit Stellvertretung liegt in der Art und Weise, wie die Konfliktparteien am Mediationsprozess teilnehmen.

  1. Klassische Mediation:
    • Alle Konfliktparteien sind physisch anwesend und nehmen aktiv am Mediationsprozess teil.
    • Der Mediator unterstützt die direkte Kommunikation zwischen den Konfliktparteien, fördert den Dialog und hilft bei der gemeinsamen Suche nach Lösungen.
    • Die klassische Mediation betont die direkte Interaktion und den persönlichen Austausch zwischen den Konfliktparteien, um Verständnis und Vereinbarungen zu fördern.
  2. Mediation mit Stellvertretung:
    • Eine oder mehrere Konfliktparteien sind physisch abwesend, können aber durch Stellvertreter repräsentiert werden.
    • Stellvertreter übernehmen die Rolle der abwesenden Konfliktparteien und agieren als ihre Repräsentanten während des Mediationsprozesses.
    • Der Mediator arbeitet mit den Stellvertretern zusammen, um die Interessen, Bedenken und Perspektiven der abwesenden Konfliktparteien zu verstehen und in den Lösungsprozess einzubeziehen.

Die Mediation mit Stellvertretung wird häufig in Situationen eingesetzt, in denen eine direkte Teilnahme der Konfliktparteien aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, wie beispielsweise räumliche Entfernungen, persönliche Konflikte oder Abwesenheit aufgrund von Krankheit oder Tod. In solchen Fällen ermöglicht die Stellvertretermediation dennoch einen strukturierten und unterstützenden Lösungsprozess.

Die Qualifikation der Mediatoren

Um die Aufgabe des Stellvertreters in einer Stellvertretermediation zu übernehmen, ist eine spezielle Ausbildung erforderlich. Zudem bedarf es einer ausgeprägten Empathiefähigkeit.

Stellvertretermediation

Die Anwendungsbereiche der Mediation mit Stellvertretung

Mediation mit Stellvertretung bei beruflichen Konflikten

Im betrieblichen Umfeld ist die Mediation mit Stellvertretung empfehlenswert, wenn Betroffene aufgrund eines großen Machtgefälles Angst davor haben, die direkte Konfrontation mit der Streitpartei zu suchen. Hier kann die Stellvertretermediation zu einem besseren Verständnis beitragen und Kraft dafür geben, zu einem späteren Zeitpunkt das direkte Gespräch zu suchen oder Mut zu schöpfen, die Situation für sich selbst zu verändern.

Mediation mit Stellvertretung bei privaten Konflikten

Ein unerwarteter Kontaktabbruch, mit den Folgen einer „Funkstille“, das heutzutage „Ghosting“ genannt wird, kommt immer häufiger vor. Menschen verschwinden ohne Erklärung aus gerade noch nahen Beziehungen. Damit Sie als Betroffene dennoch eine Möglichkeit haben, den Konflikt für sich zu lösen und somit alte Wunden zu heilen, gibt es die Möglichkeit der Mediation mit Stellvertretung. Es handelt sich hierbei um eine Form der dynamischen Aufstellung in der permanent Botschaften ausgetauscht werden.

Der Ablauf der Mediation mit Stellvertretung

  1. Den Rahmen sichern (Auftragsklärung): Neben den formalen Punkten, die zu Beginn jeder Mediation besprochen und vereinbart werden, klären die Mediatoren in Abstimmung mit ihrem Klienten zunächst die Rollenverteilung. Es wird festgelegt, wer die Mediation moderiert und leitet und wer die Rolle des Stellvertreters übernimmt.
  2. Konflikterhellung: Hier beginnt die eigentliche Phase der Stellvertretermediation. Einer der Mediatoren übernimmt die Rolle des Stellvertreters und wird mit diesem Namen angesprochen. „Ich bin jetzt bereit, Ihnen als ‚Herr Müller‘ zuzuhören.“ Im Anschluss wird der Klient eingeladen, den Konflikt aus seiner Sicht zu schildern. Die Konflikterhellung durchläuft dann folgende Phasen:
    • Phase 1: Der Klient hat zunächst die Möglichkeit, das Anliegen und die damit verbundenen Emotionen zu schildern. In dieser einfühlsamen Phase kommen der Klient und der Stellvertreter in Kontakt.
    • Phase 2: Der Stellvertreter gibt sich selbst Einfühlung und lässt seinen Gefühlen und seiner Betroffenheit Raum.
    • Phase 3: Der Stellvertreter fühlt sich in die damalige Situation ein und teilt seine Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche mit.
    • Phase 4: Der Stellvertreter vergewissert sich, wie es dem Klienten gerade geht und ob das Gespräch nun beendet werden kann. Wenn eine ausreichende Klärung erzielt wurde, verlässt der Stellvertreter seine Rolle.

    Anmerkung: Insbesondere bei tiefgreifenden und komplexen Konflikten können während der Mediation immer neue Aspekte auftauchen. Die Phasen können daher ineinander fließen, oder es kommt zu einer hin- und herbewegung zwischen den Phasen.

  3. Lösungen finden: In der Phase der Lösungsfindung unterstützen beide Mediatoren den Anwesenden dabei, tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Dabei kommen die üblichen Kreativitätstechniken zur Anwendung.
  4. Abschlussvereinbarung: Die Ergebnisse werden in einer Abschlussvereinbarung festgehalten.
  5. Bilanzgespräch: Ein Bilanzgespräch ist auch bei der Stellvertretermediation nach 6 bis 8 Wochen empfehlenswert. So wird gewährleistet, dass der Klient nachhaltige Unterstützung erhält und auftretende Fragen zu einem späteren Zeitpunkt noch geklärt werden können.

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